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Eine Fernbeziehung während der Zwischenkriegszeit

Nach einem gemeinsamen Tanzabend, am Klaustag 1926, funkte es zwischen Alois und Käthy. Das Liebesglück sollte aber nur von kurzer Dauer sein, da Alois wenige Tage später nach Amerika auswanderte. Motiviert durch die eindrückliche Begegnung schrieb Alois schon bald nach seiner Ankunft einen Brief an Käthy, welcher prompt beantwortet wurde. Während den nächsten 6 Jahren fanden über 100 Briefe den Weg über das grosse Wasser.
All diese Briefe wurden feinsäuberlich versorgt und gehütet. Im Wissen, dass diese Briefe vorhanden sind, machten sich 90 Jahre später Alfred und ich auf die Suche dieser Schriften und erforschten sie. Erstaunt über deren Vollständigkeit entwickelte sich dieses Projekt immer weiter. Heute ermöglicht uns die Technik solche Schätze wie die vorliegeneden Briefe zu bearbeiten und aus den dunklen Aufbewahrungsorte wieder zu erwecken. Wir haben alle die Briefe bildlich digitalisiert, haben sie abgeschrieben und uns auf eine Zeitreise eingelassen. Gebunden zu einem Buch, ist es für alle Verwandten möglich, Einblick  in diese spezielle Liebesgeschichte und in die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zu gewähren.

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… In wenigen Tagen ist wieder Klausenmarkt und ich erinnere mich so ganz lebendig, wies vor einem Jahr gewesen ist, da Du treulich mir die Hand zum Abschied drücktest und einer unbestimmten Zukunft entgegen von der lieben Heimat und allen Lieben, was eine solche in sich bergen kann, Dich verabschiedetest. Es konnte dies einen so besonderen Eindruck auf mich ausüben, wie ichs vorher nie begriffen hät,…

Mein fernes Lieb!

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Schon sind wieder 6 Wochen verflossen seit ich Dein so lb. Brieflein in meine Hände bekam und nun will ich es endlich beantworten. Vorerst möchte ich Dir Dank, herzinnigen Dank sagen für die so lb. Zeilen, die ich mit Freuden und sicher auch mit warmem Empfinden gelesen habe. Ich kann es begreifen, dass es für Dich sicher kein leichtes war, diesen Brief zu schreiben, denn es ist darin manches enthalten, an das ich nicht gedacht hätte, als wir uns bei unserem Abschiednehmen das letzte Mal tief in unsere Augen geschaut und einander innig die Hand gedrückt haben. Hätte ich gewusst, dass es so weit kommen würde, hätte ich vor meiner Abreise sicher noch einmal den Weg zu Dir unter die Mythen gefunden.

...Ich kann eben nicht anders schreiben, als wie das Herz fühlt und denkt...

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...Und so setz ich mich also im Geiste getreulich bei Dir nieder um Dich meine innersten Gedanken erfahren zu lassen....

Obwohl meine Gedanken alle Tage, ach nein öfters im Tage, zu Dir in die Ferne zogen, musstest diesmal doch gar so lange vergeblich und jedenfalls auch fast unwillig auf Antwort warten. Du wirst mir aber, mein Liebster, dies lange schuldigbleiben eines Briefes verzeihen, da es viel mehr an Zeit und Gelegenheit als an gutem Willen fehlte. ...Es tut mir das sehr leid und kommt mir recht langweilig vor, seinem Allerliebsten gegenüber so stillschweigend zu verhalten. Darf ich dennoch, wie bisher, bald wieder ein Lebenszeichen von Dir erwarten, oder mag sich die treue Liebe in Deinem Herzen inzwischen vermindert haben? Nein, das kann ich Deinem warmen Männerherzen nicht zumuten und ich häts auch nicht verdient, will also annehmen, dass unsere Herzen durchs Band der Liebe beidseitig einander treu und anhänglich geblieben sind.

Mein Geliebtestes

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Da ich so schön Zeit habe und die Töne eines Orgelers zu mir von einem Nachbarzimmer dringen, die meine Gedanken so recht heim und besonders zu Dir gehen lassen, will ich zur Feder greifen um Dein so lb. Brieflein zu erwidern. Es hat mich dieses wieder von Herzen gefreut, hat es doch Deine treue Liebe, die Du mir entgegenbringst und auch entgegenbringen kannst, wieder aufs Neue bewiesen und ich möchte Dir für die Zeilen wieder von Herzen danken.

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